Die Wundmale

Es geschieht im Chor des Klosters Santa Maria delle Grazie in San Giovanni Rotondo. Wir schreiben den 20. September 1918, Freitag vor dem Fest des Heiligen Matthäus. Pater Pio befindet sich allein in der Kirche, betet inbrünstig und blickt auf das Kreuz.
Plötzlich hat er hat eine Vision: Eine mysteriöse Gestalt, ans Kreuz geschlagen, erschreckt ihn. “Ich wäre gestorben, wenn der Herr nicht eingegriffen hätte, um mein Herz zu stützen, das mir aus der Brust zu springen schien“, so Pater Pio selbst darüber.

Als sich die Erscheinung auflöst, bemerkt er, dass seine Hände, seine Füße und seine Seite durchbohrt sind und Blut heraussickert. Ein Mönch findet den Stigmatisierten im Chor ausgestreckt auf dem Boden liegend. Man bringt ihn in seine Zelle. Die Oberen werden verständigt.Für Pater Pio beginnt eine schwere Zeit.

In einem Brief, den er vier Wochen nach dem Ereignis an seinen Beichtvater, Pater Benedetto von San Marco in Lamis schreibt, berichtet er:

Stell Dir die Qual vor, die ich dabei erlitt und die ich andauernd empfinde, fast alle Tage. Die Wunde am Herzen blutet ständig, besonders von Donnerstagabend bis Samstag“.

Er bittet Gott, diese Zeichen von ihm zu nehmen, doch die Wundmale Christi bleiben ihm zeit Lebens. Zu den Schmerzen um die Wunden kommen die zahllosen kirchlich angeordneten medizinischen Untersuchungen und viele Verleumdungen, er sei ein Schwindler, ein Hysteriker. Der Orden möchte die Geschehnisse geheim halten. Doch die Nachricht von dem Pater mit den Wundmalen Christi verbreitet sich in Windeseile. Schon wenige Wochen später strömen erste Pilger nach San Giovanni Rotondo, um den “heiligen Pater” zu sehen. Ein Pilgerstrom der ständig wächst und bis heute nicht mehr abgebrochen ist.

Pater Pio selbst schreibt an seinen Seelenführer, Pater Agostini im August 1913:
„Ich nahm gerade unseren Buben am Abend des 5. die Beichte ab, als ich ganz plötzlich von einem extremen Schrecken beim Erblicken einer Himmlischen Persönlichkeit erfüllt wurde, die sich mir vor meinem geistigen Auge präsentierte. Sie hielt in der Hand eine Art Werkzeug, ähnlich einer sehr langen Eisenlanze mit einer gut geschliffenen Spitze, und es schien, als ob aus jener Spitze Feuer strömte. Dies alles zu sehen und die genannte Persönlichkeit zu beobachten, wie sie mit aller Heftigkeit das besagte Werkzeug in die Seele schleuderte, war alles nur eines! Mühsam stieß ich einen Klagelaut aus, ich fühlte mich sterben! Ich sagte zum Jungen, er solle sich zurückziehen, da ich mich nicht wohl fühlte und keine Kraft hatte, fortzufahren. Dieses Martyrium dauerte ohne Unterbrechung bis zum Morgen des siebten Tages. Was ich in dieser so trauervollen Periode litt, weiß ich nicht zu sagen! Sogar die Eingeweide sah ich, wie sie herausgerissen und hinter diesem Werkzeug hergezogen wurden, und alles wurde zu Eisen und zu Feuer getragen! Seit jenem Tage bin ich zu Tode verletzt. Im innersten meiner Seele fühle ich eine Wunde, die immer offen ist und mich fortwährend quält. Ist dies nicht eine neue Strafe, die mir von der Göttlichen Gerechtigkeit verhängt wurde? Beurteilt Ihr selbst, wie viel Wahrheit in diesem enthalten ist, und ob ich nicht alle Gründe habe, zu befürchten, in einem extremen Kummer zu sein.

Die Stigmata
Sein Handschuh mit Blutfleck

Ich küsse Euch mit tiefstem Respekt die Hand, erbittend die Heilige Segnung, ich wiederhole mich, Euer Sohn Bruder Pio.”

 

Warenkorb